Abteilung Attacke: CDU startet Online-Kampagnen gegen SPD und Grüne

Das ist neu: Nach den teils deutlichen Stimmverlusten bei den Landtagswahlen geht die CDU nun im Netz gegen ihre Kontrahenten vor. Da wird aus der SPD die „Schlinger-Partei Deutschlands“ und aus den Grünen die „Dagegen-Partei“.

 

CDU startet Online-Kampagnen gegen SPD und Grüne

Plötzlich Rot und Grün: CDU startet Online-Kampagnen gegen SPD und Grüne (Screenshot)


Das Grün und Rot auf der Homepage der CDU mag so gar nicht ins Bild passen. Neben dem Blau und Orange der Parteiseite springt es sprichwörtlich ins Auge. Und doch handelt es sich nicht um den Fehler eines unaufmerksamen Administrators, sondern um den aktuell direktesten Angriff der CDU auf ihre politischen Gegner im Netz. Hinter den farbigen Buttons verbergen sich Webseiten, die auf den ersten Blick den Eindruck erwecken, als würden sie durch SPD und Grüne publiziert. Da findet sich die Sonnenblume der Grünen und die „rote Box“, mit der die Sozialdemokraten seit einiger Zeit für sich werben – doch der Schein trügt.

Hinter den beiden eigenständigen Webseiten der „Schlinger-Partei Deutschlands (SPD)“ und der „Dagegen-Partei (Bündnis 90/Die Grünen)“ verbirgt sich niemand anderes als die CDU. Nur vier Prozent der Bundestagsradar-Leser attestieren den Christdemokraten, dass sie fit für´s Web sind (vgl. Umfrage in der Sidebar, Stand 25. April 2011). Die CDU scheint also Neuland zu betreten.

 

Netzkampagne der CDU: Bündnis 90/Die Grünen - die "Dagegen-Partei"

Screenshot: Netzkampagne der CDU: Bündnis 90/Die Grünen – die "Dagegen-Partei"

 

Auf der Seite der „Dagegen-Partei“ sind die Nutzer aufgerufen am „Dagegometer“ mitzuarbeiten und auf einer interaktiven Deutschlandkarte sämtliche Vorhaben einzutragen, die in den zuständigen Gremien durch Bündnis 90/Die Grünen blockiert wurden. Dazu die Information:

Täglich erreichen uns neue Projekte aus ganz Deutschland, bei denen die Grünen wie gewohnt „dagegen“ sind. Das „Dagegometer“ zeigt auf einen Blick, wie viele Projekte inzwischen in der Karte dargestellt sind.

 

Netzkampagne der CDU: SPD - die "Schlinger-Partei Deutschlands"

Screenshot: Netzkampagne der CDU: SPD – die "Schlinger-Partei Deutschlands"

 

Die weitere Gestaltung, vor allem aber der Inhalt, lassen die Vermutung keimen, dass es sich bei den Angeboten nicht um autorisierte Ableger der Partei-Seiten handelt. Namentlich tritt die CDU als Urheber zunächst nicht in Erscheinung. Erst beim Blick ins Impressum wird klar, welches Geistes Kinde die Angebote sind. Bei der Grünen-Adaption weist zudem eine kleine Schaltfläche mit CDU-Mail-Kontakt auf den wahren Betreiber hin.

 

Ist das Erscheinungsbild „nur“ eine gestalterische Parodie, so wird es inhaltlich schon etwas brisanter. So heißt es zum Beispiel im Vorwort für ein „SPD-Quiz“:

 

… Ein ehemaliger SPD-Landesvorsitzender sagt, „dass die Partei unkenntlich geworden ist, dass sie mal Hü und mal Hott zum selben Thema sagt.“ Von Verlässlichkeit kann keine Rede sein. Vielmehr läuft die Gabriel-SPD vor der Verantwortung davon und der Linkspartei hinterher. Mit diesem Quiz können Sie testen, ob Sie den Überblick behalten haben. Aber Achtung! Selbst bei einfachsten Fragen können bei der SPD mehrere Antworten richtig sein.

 

Die  Zielgruppe dieser Online-Kampagne lässt sich nicht so recht ausmachen. Für die Fake-Seite der Grünen scheint sicher: Die Dagegen-Haltung soll ihre Proteste im Bezug auf Stuttgart 21 und die Laufzeitverlängerung aufgreifen und karikieren. Das Problem ist: Die Botschaft könnte missverstanden werden. Gerade mit diesen beiden sensiblen Themen sind auch in hohem Maße die Bürgerproteste der letzten Monate verknüpft. Diese wurden – gerade in Baden-Württemberg – schon einmal nicht ernst genug genommen, was sich bei der Landtagswahl bitter rächte. Sie zu parodieren könnte in diesem Fall dazu führen, dass das Standbein der Online-Kampagne zur Stolperfalle wird.

 

“Beteilige das Souverän an der Demontage Deines Gegners”


Das zweite Standbein könnte eine Erkenntnis sein, die aus dem Skandal um Guttenbergs Doktorarbeit gewonnen wurde: „Beteilige das Souverän an der Demontage Deines Gegners.“ So wie GuttenplagWiki maßgeblich den Abgang des ehemaligen Verteidigungsministers förderte (wenn nicht sogar beschleunigte), so sollen auch die Fehlleistungen der Grünen in Gemeinschaftsarbeit durch die User aufgedeckt und dokumentiert werden. Ein interessanter Ansatz, der zumindest nicht das bereits erwähnte Risiko eines Bumerang-Effekts birgt.

Der SPD-Fake hingegen sucht seine Einordnung noch. Klar ist: Adressat ist vor allem der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. Mit der Schlinger-Kampagne soll eine Aussage aufgegriffen werde, nach der Gabriel thematisch gern „jede Woche eine andere Sau durch´s Dorf treibe“. Eine entsprechende Karikatur des Abgeordneten als „Lenker des Parteibusses“ findet sich im Quiz über die „Schlinger-Partei“, welches sonst vielmehr an einen Mix aus Wahl-O-Mat und Vorabend-Quiz-Show erinnert. Das Feindbild dieser Kampagne ist also klar definiert und der Bumerang-Effekt der SPD-Seite als eher gering einzustufen.

Noch ist die Netz-Offensive neu und vor allem eines: überraschend. Die Platzierung auf der Startseite der CDU-Seite dürfte in den nächsten Tagen und Wochen für einigen Zulauf sorgen. Ob sich daraus eine Eigendynamik entwickelt, die der CDU zumindest in der Netzgemeinde einige Sympathiepunkte einbringt, darf jedoch bezweifelt werden.

 

Was meinen Sie: Wird die CDU mit der Kampagne erfolgreich sein?

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Artikelbild: Thorsten Freyer / pixelio.de

5 Kommentare

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  1. Ob das nun so Intelligent ist, wenns doch nur CDU Mitglieder sehen und mitmachen dürfen ist mehr als fraglich. Vielleicht sind es aber auch nur Streicheleinheiten für die eigen verletzte Seele. Wir werden sehen…..

    • Alexander Schwarz auf 25. April 2011 bei 19:59
    • Antworten

    Ob dieser Aktion muss man sich fragen, inwiefern sich unsere Politik in einen Karnevalsverein verwandelt hat.
    Die CDU täte gut daran, mit sachlicher Diskussion den eigenen Standpunkt zu vertreten, als mit peinlichsten (stellenweise kindisch anmutenden) Aktionen von sich reden zu machen.

    Das gleiche gilt natürlich für alle Parteien, der Wähler ist kein Kind und möchte folgerichtig auch nicht den Elternbeirat eines Kindergartens wählen müssen.

    • roseblood auf 25. April 2011 bei 22:16
    • Antworten

    C harakterlos
    D ummdreist
    U nverschämt

    • D.Gödden auf 26. April 2011 bei 10:10
    • Antworten

    @roseblood
    Du sagst es

  2. Gefaellt mir gut die Seite. Tolle Themenwahl.

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