#Neuland hat auf Twitter den Besuch des US-Präsidenten in Berlin getoppt. #Obamainberlin und #Merkel mussten sich heute bei den Trend-Topics hinten anstellen. Was war geschehen? Und von welchen mystischen neuen Ufern sprach die Kanzlerin heute Mittag? Die Antwort ist kurz und einfach – und vor allem erklärt sie praktisch die Aufregung des heutigen Tages: Merkel sprach über das Internet.
Die Journalisten blickten verwirrt, ob der Worte der deutschen Regierungschefin bei der Pressekonferenz. Innerhalb kürzester Zeit überholte der Hashtag #Neuland auf Twitter die Tags zum ersten Besuch von Barack Obama als US-Präsident dieser Tage in Berlin. Von der Netzgemeinde sowie politischen Gegnern erntete die Kanzlerin für ihre Feststellung Spott und Hohn:
Kaum sitzt man mal 3 Stunden im Flugzeug und schon hat man die Entdeckung von #Neuland verpasst.
— jimmyschulz (@jimmyschulz) June 19, 2013
Jetzt wundere ich mich nicht mehr übers schwarz-gelbe Versagen. Ist ja #neuland
— Bjoern Boehning (@BoehningB) June 19, 2013
Frage mich, welches #neuland #Merkel nach dem #Internet noch entdeckt? #Bürgerrechte? #Datenschutz? Sagen, was man wirklich denkt?
— Gerold Reichenbach (@g_reichenbach) June 19, 2013
Wenige Stunden nach Merkels Worten – längst beherrschte #Neuland die Mehrheit der Tweets – beginnt Regierungssprecher Steffen Seibert über seinen Account, @RegSprecher, Schadensbegrenzung zu betreiben:
Zur Neuland-Diskussion: Worum es der Kanzlerin geht – Das Internet ist rechtspolitisches Neuland, das spüren wir im polit. Handeln täglich.
— Steffen Seibert (@RegSprecher) June 19, 2013
Man sei einem Missverständnis aufgesessen. Selbstverständlich sei das „rechtspolitische Neuland“ gemeint, welches es demnach in naher Zukunft zu ergründen und in juristische Rahmen zu bringen gelte. – Kein Argument, meint die Netzgemeinde, denn in den vergangenen Jahren, angefangen bei Napster bis hin zur aktuellen digitalen Abhöraffäre der US-Regierung, PRISM, hätte es für die deutsche Politik ausreichend Möglichkeiten und die Pflicht gegeben, rechtliche Untiefen im Netz auszuloten und aus dem Neuland ein entsprechend gut ausgekundschaftetes Gebiet – jenseits von immer zu erwartenden Veränderungen und Neuerungen – zu machen.
Zum Abend dieses Tages kippt die Stimmung beim großen Microblog zugunsten der Kanzlerin. Von einer „Arroganz der Digital Natives“ ist nun die Rede und dass die Zeit reif sei, in der Gesellschaft genau über diesen „digitalen Graben“ zu sprechen. Und in der Tat beginnt eine Debatte im Netz und vielleicht wird sie Früchte tragen und neue Erkenntnisse bringen.
Sehr wahrscheinlich, nahezu sicher ist jedoch eines: Beabsichtigt hat die Kanzlerin diese – durchaus nicht unnütze – Debatte sicher nicht.
2 Kommentare
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“Das Internet ist für uns alle Neuland”, sprach Angela Merkel heute in einer Pressekonferenz. Die Bundeskanzlerin entdeckt das Internet, 44 Jahre nach dem Start des Arpanet, 23 Jahre nach der Erfindung des World Wide Web, 13 Jahre nach der Dotcom-Blase. Das sagt natürlich einiges über die Netz-Kompetenz der deutschen Politik, und auf Twitter, Tumblr und Co entwickelt sich #Neuland gerade zum heißesten Hashtag.
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Was für ein Aufreger, was für eine Frechheit. Unsere Bundeskanzlerin wagt es im Jahr 2013 (Schock!), “fast zwanzig Jahre nach Helmut Kohls Datenautobahn” ( Malte Spitz ), die digitale Avantgarde einfach zu übergehen. Hätte sie nicht zumindest sagen können: “Für uns alle ist es Neuland, bis auf die Jungs und Mädels bei Twitter und so, die haben´s schon längst verstanden”? Und das vor der ganzen Welt und Obama!