Selten hat eine Rede das Plenum und die Tribüne des Deutschen Bundestages so sehr bewegt wie am 23. Mai 2014. Selten war ein Rede derart von von einem Wir-Gefühl beseelt und gleichzeitig von Kritik am Land geprägt wie die Rede des Schriftsteller Navid Kermani, als dieser zur Feierstunde „65 Jahre Grundgesetz“ sprach.
Wenn im Deutschen Bundestag andere als die Abgeordneten selbst sprechen, dann gibt es hierzu immer einen konkreten Anlass. Selten genug kommt es vor, dass ausländische Staatsoberhäupter im hohen Haus sprechen. Andere Ausnahmen bilden besondere Umstände wie die Feierstunde am vergangenen Freitag. Der Anlass: Das 65-jährige Jubiläum des Grundgesetzes. Zu diesem Anlass hatte man den Schriftsteller und Orientalisten Navid Kermani eingeladen.
Der 47-jährige Autor Kermani („Strategie der Eskalation. Der Nahe Osten und die Politik des Westens“, 2005) folgte dieser Einladung gern und bescherte den Abgeordneten und den Anwesenden eine Festrede, die lange nachklang, ein großes mediales Echo fand und auch in den sozialen Netzwerken massiv thematisiert wurde.
Warum? Weil so deutlich wie selten jemand zuvor sein Heimatland lobte und dies zugleich mit deutlicher Kritik verband. So deutlich, dass es manchem in den Rängen von Regierung und Opposition unangenehm gewesen sein dürfte. Dennoch: Nach der knapp halbstündigen Rede war man sich einig, dass Kermani die richtigen Worte gefunden und mit seiner Rede schon heute Geschichte geschrieben hat. Grund genug für uns dieser Rede diesen kurzen Blog-Beitrag zu widmen und sie an dieser Stelle in voller Länge zu zeigen.